Briefe ins Blaue - Der Lebenswert des Menschen heute
Mittwoch, 3. Januar 2018, 05:45
Die Gedanken kommen oft nachts, reifen in Phasen über die Monate und Jahre hinweg.
Einige Themen kehren wieder. Lassen nicht los im Blick durch die Welt. Es war immer schon stark damit, es ist ein Naturdenkerlos.
Über den Lebenswert des Menschen im Wandel der Zeit ist viel gedacht und geschrieben worden. Die Personen, die darüber in ausführlichen Auseinandersetzungen dozieren, nennt man große Denker, und Deutschland rühmt sich gerne damit, davon so einige beherbergt zu haben. Da könnte man jetzt auch international und zeitlos viele Namen anführen,von Aischylos bis Zweig ungefähr, aus zwei oder dreitausend Jahren Geschichte des niedergesetzten Wortes.
Das macht man, wenn man Bücher schreibt. Man setzt sich mit der langen Reihe der Vordenker auseinander, die etwas zum Thema beitrugen, und stellt dem die eigenen Überlegungen zum Diskurs. Dafür ist in einem solchen kurzen Rahmen kein redlicher Platz.
Heute wird der Lebenswert des Menschen daran gemessen, wie viel Geld aus ihm herauszuholen, oder aber an ihm einzusparen möglich ist.
Die ganz heiklen Eigenschaften des menschlichen Seins, wie Würde oder Integrität, ein ihm zugedachter und unveräußerlicher Eigenwert, der durch sein Hiersein in der Welt bestehen soll, versinken zusehends hinter dem wirtschaftlichen, kapitalistischen Anspruch. Die Forderung, seine Lebenszeit gehöre der Produktion und der Dienbarkeit, interessiert sich nicht für die Idee der freien Entfaltung der Persönlichkeit und solche Ideale, wie sie in Verfassungstexten propagiert werden. Selbstbestimmtheit ist etwas, das unter dieser zeitgierigen Forderung angrifflich wird. An den Schulen erzählten sie einst, man könne durch ehrliche Arbeit sein Wohl konstruieren. Das funktioniert heute erst ab einem recht hohen Einkommen, und unter entsprechend hoher Zeitabgabe. Mit einem Firmeninhaber oder Politiker möchte ich nicht tauschen, ein Tag mit nur 10 Stunden Arbeitszeit kommt dagegen glimpflich davon. Von Ärzten am Uniklinikum höre ich etwas über 23-Stunden-Schichten. Man fragt sich, wie hält ein Mensch das bei voll funktionabler Aufmerksamkeit überhaupt aus, und ob das Supermenschen sind. Die Abgabe der Lebenszeit ist der Zoll, den ein Mensch an das Gesellschaftsmobil zu entrichten hat, seine Jahre kosten, und Leben wird immer teurer. Es wollen möglichst Viele daran verdienen, dass man da ist.
Dabei ist nicht jeder erwünscht.
Freie Entfaltung der Persönlichkeit versus erwünscht zu sein haben, stellt einen schwer zu wandernden Grat im Gebirge des Lebens auf. Fertigkeiten und erlernte Skills bringen Freiheiten.
Also wird der Mensch nicht wirklich frei geboren? - Eine Kernannahme aus jungen Jahren, der Mensch würde frei geboren und dazu ermutigt, sein Leben selbst zu bestimmen. Die Idee verfing sich am Zweifel, denn so viele haben kein Problem damit, wenn über sie verfügt und bestimmt wird, durch andere. Ja sie geben sich freiwillig auf, zu einem erheblichen Teil, wenn sich ihre Zeit oder ihr Skill, ihre Leistungskraft nur hoch genug vermarkten lässt. Im Gewerbe der Erträglichkeit blühen sie auf. Das gilt für Jene, die der Kapitalismus brauchen kann. Alle, die als Werkzeug taugen. Sie erarbeiten das Produkt im Schweiße ihres Angesiichts, sozusagen. Sie sind nützlich und nutzbar, und das steigert ihren Wert.
Nicht Nutzbaren lässt man einen solidarischen Wert da, der oft unter Grollen und Murren getragen scheint. Hier kommt Misgunst ins Spiel, und Neid einer seltenen Form. Das Streben, dem System nicht nutzbare Menschen so geringfügig als zulässig gesellschaftliche Teilhabe zu belassen, hat zur Zeit wieder Feuer gefangen. Schon einmal war es in unserer wenig rühmlichen Geschichte dazu gekommen, diese Menschenschicht als „lebensunwert“ oder „asozial“ abzukanzeln. Sie dafür in Schuldigkeit zu sprechen, dass ihr Dasein zu wenig oder keinen Beitrag einträgt, ist heute schon wieder en vogue. Es ist dabei unerheblich, zu sehen, was ihr Beitrag sein könnte, und ob er nur dadurch zu erheben sei, dass sie uns praktisch im Umgang mit ihnen an Menschlichkeit bereichern, und in Werten des Herzens weiterbilden. Der Beitrag solcher nicht nutzbaren Menschen wird häufig einfach negiert. Gerade im System der modernen Klassentrennung entscheiden nur Parameter der Dienlichkeit im wirtschaftlichen Sektor, und ob sich solche Menschen lohnen. Ob es sich lohnt, sie zu unterstützen, ob sich das einmal auszahlen mag. Wieder geht es um die Summe des Produkts, und um die möglichen Einsparungen an diesen Menschen.
Dazu gehören so Viele, und sie werden dazu bestimmt. Es sind nicht nur die Arbeitsscheuen oder psychisch Kranken, die Medikamenten- und Substanzabhängigen oder Schwerst-Mehrfachbehinderten, die verarmten RentnerInnen, gescheiterten Existenzen, die Kranken und Langzeitarbeitslosen im Resignationskarussell mit Drehtür-Faktor.
Es sind Menschen darunter, deren unerwünschte, unbeliebte Eigenschaften der Routine im system nicht Stand halten, die andere Methoden anwenden, um darin zurechtzufinden. Es gibt darunter Menschen, die, würde man es ihnen auf ihre Weise möglich belassen, einen hohen Beitrag zur Gesellschaft leisten könnten. Aber nein, da könnte ja jeder kommen, das geht natürlich nicht. Die Vorschriften müssen eingehalten werden, die Laufbahn muss doch wenigstens gerade sein und im Takt ticken.
Für Alternativen ist das System nicht offen. Es erweitert sich nicht, erneuert sich nicht, und es behält seine starren Rahmen unbedingt bei. Die Welten der Menschen werden immer weiter umfangreich und komplexer noch gelagert, die Anforderungen immer höher. Der Zeitverknappungsdrall packt immer mehr Quantität auf jede Arbeitszeiteinheit und überfordert das Mögliche, um Gewinn von innen zu erzwingen, wenn er im Außen stagniert, Grenzen des Machbaren erst erreicht sind. Der Wert von Arbeitsleistung hat ein Unverhältnismaß erlangt, unter dem der Mensch an seiner Natur zu brechen beginnt. Unter dieser Überforderung durch beschleunigendes Erwirken von Quantität bleibt Qualität auf der Rennstrecke. Eigenschaften des zu eng gewordenen Systems zerren, drücken, malmen und pressen die Menschen und deren Bedürfnisse dann wohl schon zurecht. Da muss man sich keine Sorgen machen … darf man doch? Wer nicht passen kann – hier wieder die Menschen mit dem gering zugeordneten Nutzwert am Vordersten – wird eben zerrissen, zerquetscht, geht daran zugrunde. Das wird seltsamerweise hingenommen, häufig stillschweigend, scheinbar mit einem Achselzucken, als wenn ein paar Körner Getreide vom Ladewagen fielen. Der Hauptanteil des Produkts wird doch eingefahren!
Das Produkt ist alles, was interessiert. Die Kinder von heute lernen das wohl schon im Kleinsten, die Konsum- und Werbewelt flößt es ihnen als Marken-Milch ein. Alete kotzt das Kind.
Und die Zerbrochenen schickt man zur Reparatur, Kopf auf, Pillen rein, Panzerband drum, bis zum finalen Zusammenbruch wird das Zahnrad schon halten.
Es gab eine Zeit mit anderem Bestreben.
Da war der Mensch noch etwas mehr, als die Zahl, welche die Summe seines Produkts ergibt, nachdem die Einbußen abgezogen sind.
Von dieser Zeit träume ich noch, und von den hehren Vorstellungen in den groß genannten Büchern. Von Dichtern und Denkern, über die in Reden so gerne bewundernd berichtet wird, und die man im aktuellen System so würdigen würde, indem man ihre Arbeit und Leistung als wertlose Zeitverschwendung darstellt, und sie zu Nutzlosem erklärt.
Kann das einmal wiederkehren? Vielleicht dann, wenn wir erkennen werden, dass dieser Wettlauf über das Übertraining hin zum Leistungsmaximum die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigt?
Werden wir dann das Leben entschleunigen, und wieder zu uns finden, wenn die größtmögliche anzunehmende Ausdehnung der Gewinnspanne erreicht wird? Bekommt dann der Mensch einen gratis Eintritt in die Hall of Fame der Superlative, der es geschafft hat, von allen am meisten Geld zu erwirtschaften?
Ich frage, ob das des Lebens Sinn beschreiben soll. Ob man sich entschuldigen muss, wenn man für solche Skills nicht geschaffen ist, sie nicht im Paket hatte, und Solches nicht erreicht.
Ich frage, ob der Lebenswert eines Menschen noch mehr sein darf, als die Summe seines Produktes nach Abzug der Kosten. Oder war das alles nur Lug und Trug, damals an der Schule, Gemeinschaftskunde und so? Kindermärchen, selbst das über die angeblich unantastbare, und doch gleichsam unauffindbare Würde, die in verschiedenen Qualitätsstufen kommt, je nachdem, mit welcher Hautfarbe man geboren wird, woher die Eltern stammen, in welchem Geschlecht man zur Welt kommt, oder wen zu lieben man irgendwann wagen könnte, und natürlich, wie viel Geld man einträgt?
Zuguterletzt eine Art Gedicht, das ich zu diesem Thema einst für meinen Vater schrieb. Weil er Gedichte nicht mag, und Kreatives für unnütz oder wertlos erklärte, sich damit rühmt, in seinem Leben noch nie ein Buch zu Ende gelesen zu haben, hat er es nie beachtet.
Des Lebens Wert
Kaufe mir
ein Pfund Träumegarn
eine Elle Lebensmut
einen Meter Gesundheit nur
einen Liter Fantasie
Kaufe mir
einen Klumpen Freiheit,
ein ehrliches Lachen
eine Stunde Jugend nur
eine Parzelle der Ewigkeit
Kaufe mir
eine Probe Glückseligkeit
einmal echte Freundschaftszeit
einen Lidschlag lang Zärtlichkeit
einen Funken Verstand oder auch
nur eine einzige Femtosekunde Liebe
und ich glaube dir, all dein Geld ist ein Leben wert
(Pit Van Calvin II, 2004 )
Einige Themen kehren wieder. Lassen nicht los im Blick durch die Welt. Es war immer schon stark damit, es ist ein Naturdenkerlos.
Über den Lebenswert des Menschen im Wandel der Zeit ist viel gedacht und geschrieben worden. Die Personen, die darüber in ausführlichen Auseinandersetzungen dozieren, nennt man große Denker, und Deutschland rühmt sich gerne damit, davon so einige beherbergt zu haben. Da könnte man jetzt auch international und zeitlos viele Namen anführen,von Aischylos bis Zweig ungefähr, aus zwei oder dreitausend Jahren Geschichte des niedergesetzten Wortes.
Das macht man, wenn man Bücher schreibt. Man setzt sich mit der langen Reihe der Vordenker auseinander, die etwas zum Thema beitrugen, und stellt dem die eigenen Überlegungen zum Diskurs. Dafür ist in einem solchen kurzen Rahmen kein redlicher Platz.
Heute wird der Lebenswert des Menschen daran gemessen, wie viel Geld aus ihm herauszuholen, oder aber an ihm einzusparen möglich ist.
Die ganz heiklen Eigenschaften des menschlichen Seins, wie Würde oder Integrität, ein ihm zugedachter und unveräußerlicher Eigenwert, der durch sein Hiersein in der Welt bestehen soll, versinken zusehends hinter dem wirtschaftlichen, kapitalistischen Anspruch. Die Forderung, seine Lebenszeit gehöre der Produktion und der Dienbarkeit, interessiert sich nicht für die Idee der freien Entfaltung der Persönlichkeit und solche Ideale, wie sie in Verfassungstexten propagiert werden. Selbstbestimmtheit ist etwas, das unter dieser zeitgierigen Forderung angrifflich wird. An den Schulen erzählten sie einst, man könne durch ehrliche Arbeit sein Wohl konstruieren. Das funktioniert heute erst ab einem recht hohen Einkommen, und unter entsprechend hoher Zeitabgabe. Mit einem Firmeninhaber oder Politiker möchte ich nicht tauschen, ein Tag mit nur 10 Stunden Arbeitszeit kommt dagegen glimpflich davon. Von Ärzten am Uniklinikum höre ich etwas über 23-Stunden-Schichten. Man fragt sich, wie hält ein Mensch das bei voll funktionabler Aufmerksamkeit überhaupt aus, und ob das Supermenschen sind. Die Abgabe der Lebenszeit ist der Zoll, den ein Mensch an das Gesellschaftsmobil zu entrichten hat, seine Jahre kosten, und Leben wird immer teurer. Es wollen möglichst Viele daran verdienen, dass man da ist.
Dabei ist nicht jeder erwünscht.
Freie Entfaltung der Persönlichkeit versus erwünscht zu sein haben, stellt einen schwer zu wandernden Grat im Gebirge des Lebens auf. Fertigkeiten und erlernte Skills bringen Freiheiten.
Also wird der Mensch nicht wirklich frei geboren? - Eine Kernannahme aus jungen Jahren, der Mensch würde frei geboren und dazu ermutigt, sein Leben selbst zu bestimmen. Die Idee verfing sich am Zweifel, denn so viele haben kein Problem damit, wenn über sie verfügt und bestimmt wird, durch andere. Ja sie geben sich freiwillig auf, zu einem erheblichen Teil, wenn sich ihre Zeit oder ihr Skill, ihre Leistungskraft nur hoch genug vermarkten lässt. Im Gewerbe der Erträglichkeit blühen sie auf. Das gilt für Jene, die der Kapitalismus brauchen kann. Alle, die als Werkzeug taugen. Sie erarbeiten das Produkt im Schweiße ihres Angesiichts, sozusagen. Sie sind nützlich und nutzbar, und das steigert ihren Wert.
Nicht Nutzbaren lässt man einen solidarischen Wert da, der oft unter Grollen und Murren getragen scheint. Hier kommt Misgunst ins Spiel, und Neid einer seltenen Form. Das Streben, dem System nicht nutzbare Menschen so geringfügig als zulässig gesellschaftliche Teilhabe zu belassen, hat zur Zeit wieder Feuer gefangen. Schon einmal war es in unserer wenig rühmlichen Geschichte dazu gekommen, diese Menschenschicht als „lebensunwert“ oder „asozial“ abzukanzeln. Sie dafür in Schuldigkeit zu sprechen, dass ihr Dasein zu wenig oder keinen Beitrag einträgt, ist heute schon wieder en vogue. Es ist dabei unerheblich, zu sehen, was ihr Beitrag sein könnte, und ob er nur dadurch zu erheben sei, dass sie uns praktisch im Umgang mit ihnen an Menschlichkeit bereichern, und in Werten des Herzens weiterbilden. Der Beitrag solcher nicht nutzbaren Menschen wird häufig einfach negiert. Gerade im System der modernen Klassentrennung entscheiden nur Parameter der Dienlichkeit im wirtschaftlichen Sektor, und ob sich solche Menschen lohnen. Ob es sich lohnt, sie zu unterstützen, ob sich das einmal auszahlen mag. Wieder geht es um die Summe des Produkts, und um die möglichen Einsparungen an diesen Menschen.
Dazu gehören so Viele, und sie werden dazu bestimmt. Es sind nicht nur die Arbeitsscheuen oder psychisch Kranken, die Medikamenten- und Substanzabhängigen oder Schwerst-Mehrfachbehinderten, die verarmten RentnerInnen, gescheiterten Existenzen, die Kranken und Langzeitarbeitslosen im Resignationskarussell mit Drehtür-Faktor.
Es sind Menschen darunter, deren unerwünschte, unbeliebte Eigenschaften der Routine im system nicht Stand halten, die andere Methoden anwenden, um darin zurechtzufinden. Es gibt darunter Menschen, die, würde man es ihnen auf ihre Weise möglich belassen, einen hohen Beitrag zur Gesellschaft leisten könnten. Aber nein, da könnte ja jeder kommen, das geht natürlich nicht. Die Vorschriften müssen eingehalten werden, die Laufbahn muss doch wenigstens gerade sein und im Takt ticken.
Für Alternativen ist das System nicht offen. Es erweitert sich nicht, erneuert sich nicht, und es behält seine starren Rahmen unbedingt bei. Die Welten der Menschen werden immer weiter umfangreich und komplexer noch gelagert, die Anforderungen immer höher. Der Zeitverknappungsdrall packt immer mehr Quantität auf jede Arbeitszeiteinheit und überfordert das Mögliche, um Gewinn von innen zu erzwingen, wenn er im Außen stagniert, Grenzen des Machbaren erst erreicht sind. Der Wert von Arbeitsleistung hat ein Unverhältnismaß erlangt, unter dem der Mensch an seiner Natur zu brechen beginnt. Unter dieser Überforderung durch beschleunigendes Erwirken von Quantität bleibt Qualität auf der Rennstrecke. Eigenschaften des zu eng gewordenen Systems zerren, drücken, malmen und pressen die Menschen und deren Bedürfnisse dann wohl schon zurecht. Da muss man sich keine Sorgen machen … darf man doch? Wer nicht passen kann – hier wieder die Menschen mit dem gering zugeordneten Nutzwert am Vordersten – wird eben zerrissen, zerquetscht, geht daran zugrunde. Das wird seltsamerweise hingenommen, häufig stillschweigend, scheinbar mit einem Achselzucken, als wenn ein paar Körner Getreide vom Ladewagen fielen. Der Hauptanteil des Produkts wird doch eingefahren!
Das Produkt ist alles, was interessiert. Die Kinder von heute lernen das wohl schon im Kleinsten, die Konsum- und Werbewelt flößt es ihnen als Marken-Milch ein. Alete kotzt das Kind.
Und die Zerbrochenen schickt man zur Reparatur, Kopf auf, Pillen rein, Panzerband drum, bis zum finalen Zusammenbruch wird das Zahnrad schon halten.
Es gab eine Zeit mit anderem Bestreben.
Da war der Mensch noch etwas mehr, als die Zahl, welche die Summe seines Produkts ergibt, nachdem die Einbußen abgezogen sind.
Von dieser Zeit träume ich noch, und von den hehren Vorstellungen in den groß genannten Büchern. Von Dichtern und Denkern, über die in Reden so gerne bewundernd berichtet wird, und die man im aktuellen System so würdigen würde, indem man ihre Arbeit und Leistung als wertlose Zeitverschwendung darstellt, und sie zu Nutzlosem erklärt.
Kann das einmal wiederkehren? Vielleicht dann, wenn wir erkennen werden, dass dieser Wettlauf über das Übertraining hin zum Leistungsmaximum die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigt?
Werden wir dann das Leben entschleunigen, und wieder zu uns finden, wenn die größtmögliche anzunehmende Ausdehnung der Gewinnspanne erreicht wird? Bekommt dann der Mensch einen gratis Eintritt in die Hall of Fame der Superlative, der es geschafft hat, von allen am meisten Geld zu erwirtschaften?
Ich frage, ob das des Lebens Sinn beschreiben soll. Ob man sich entschuldigen muss, wenn man für solche Skills nicht geschaffen ist, sie nicht im Paket hatte, und Solches nicht erreicht.
Ich frage, ob der Lebenswert eines Menschen noch mehr sein darf, als die Summe seines Produktes nach Abzug der Kosten. Oder war das alles nur Lug und Trug, damals an der Schule, Gemeinschaftskunde und so? Kindermärchen, selbst das über die angeblich unantastbare, und doch gleichsam unauffindbare Würde, die in verschiedenen Qualitätsstufen kommt, je nachdem, mit welcher Hautfarbe man geboren wird, woher die Eltern stammen, in welchem Geschlecht man zur Welt kommt, oder wen zu lieben man irgendwann wagen könnte, und natürlich, wie viel Geld man einträgt?
Zuguterletzt eine Art Gedicht, das ich zu diesem Thema einst für meinen Vater schrieb. Weil er Gedichte nicht mag, und Kreatives für unnütz oder wertlos erklärte, sich damit rühmt, in seinem Leben noch nie ein Buch zu Ende gelesen zu haben, hat er es nie beachtet.
Des Lebens Wert
Kaufe mir
ein Pfund Träumegarn
eine Elle Lebensmut
einen Meter Gesundheit nur
einen Liter Fantasie
Kaufe mir
einen Klumpen Freiheit,
ein ehrliches Lachen
eine Stunde Jugend nur
eine Parzelle der Ewigkeit
Kaufe mir
eine Probe Glückseligkeit
einmal echte Freundschaftszeit
einen Lidschlag lang Zärtlichkeit
einen Funken Verstand oder auch
nur eine einzige Femtosekunde Liebe
und ich glaube dir, all dein Geld ist ein Leben wert
(Pit Van Calvin II, 2004 )
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Zurschaustellung der Wirklichkeit
Sonntag, 18. Januar 2015, 23:48
In einer kürzlich durch die Medien gegangenen Geschichte werden zwei Frauen aus einem Wiener Kaffee-Haus komplimentiert, weil sie einander zur Begrüßung geküsst haben. Mehr als nur 1 Mal, so die Angabe in einem der dazu auffindbaren Artikel.
Ein Kiss-In als Protestaktion vor dem Kaffeehaus, das and diesem Tage wohl nicht wirklich zufällig seine Tore geschlossen hät, und Ruhe-Tag einlegt, ist eine Antwort darauf, die sich die LGBTIQ-Community dazu überlegt hat. Tausende WienerInnen demonstrieren gegen Homophobie und das unfreundliche Verhalten dieser Kaffeehaus-Tradition gegenüber der Wirklichkeit der Liebe und der Bekundung einer partnerschaftlichen Zusammengehörigkeit.
Großartig!
Was die Kaffeehaus-Besatzung als "Zurschaustellung der Andersartigkeit" kritisiert, ist nicht anders als das, was Milliarden heterosexueller Pärchen auch tun, wenn sie einander begegnen. Sie umarmen, küssen einander als Zeichen, als Ausdruck ihrer Verbundenheit und Liebe. Warum das für Lesben und Schwule verboten bleiben soll, erklärt kein von Vernunft bestellter Gedankengang.
Solche Art Behandlung ist es, die uns LGBTIQ's immer wieder davon abgrenzt, welche Entfaltungsfreiheit uns zugestanden wird oder auch nicht. Während heterosexuelle, oder Mann und Frau-Befreundete sich in der Regel unbehindert begrüßen dürfen, sollen wir LGBTIQ's gefälligst auf frigide umschalten oder bitte in der Toilette küssen gehen. Es könnten sich eleviert erlauchte Gäste schließlich daran stören, dass die Wirklichkeit mehr als eine Zuneigungsbekenntnis-Bezeigungsform kennt. Auch wenn das ein verflixt schwieriges Wort ist -- ich glaube, man sollte nicht versuchen, sich mit einem bequem verengten Weltbild gegen die Wirklichkeit zu verbarrikadieren.
Das aber tun diese Kaffeehaus-Mitarbeiter, wenn sie bis dato nicht erkannt haben, oder nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass sich Liebe nicht verbieten oder mal eben zuliebe Einzelner runterkurbeln lässt.
Natürlich kann ein Betrieb immer noch bestimmen, wen oder was er in seinem Ambiente nicht zu dulden wünscht. Toleranz wäre eine schlechte Einrichtung, wenn sie nur einseitig veranschlagt würde. Außerdem geschieht es täglich in Deutschland und am Wochenende an jeder Diskothek wieder neu, dass Menschen in Gefälliges und Unbeliebtes absortiert werden.
Diskriminierung steckt bis zu einem gewissen Grad wohl in der deutschen Mentalität. Vielleicht ist sie ein Erbe aus der dieser vorangegangenen Regierungsform, dazu habe ich so meine nicht publizierten, psychologisch angeliehenen Thesen.
Österreich habe ich weniger zugeknöpft in Erinnerung, ist man dort doch durch die Geschichte mit 'Andersartigem' anders verbunden als hier. Auch in Deutschland wollen uns LGBTIQ's einige Hardcore-Ignoranten das Zurschaustellen unserer Wirklichkeit gerne verbieten.
Nennen sie sich Pegida oder stellen sie sich Parteien zur Schulter, welche es sich auf die Fahnen geschrieben haben, das allgemeine Bild von der Wirklichkeit auf Dauer ihrem Gefühl, der Hermeneutik zu der Idee von Normvorstellungen, oder ihrem religiös fundierten Weltbild gemäß zurecht zu stutzen.
Jeden Tag neu müssten einander Tausende in den Straßen küssen, obwohl auch das Offensichtliche einen verbohrten und introjektiv zugeputzten Menschen, wie es viele konservativ Religiöse sind, nicht überzeugen kann.
Dennoch können solche Events helfen, und zeigen sie nur den Umstand genauer auf, leuchten sie nur präzise das Ausmaß der in der Bevölkerung verbreiteten Einstellung zu Ungerechtigkeiten aus.
Wenn eine definierte Gruppe sich nicht im selben Maße verhalten soll, wie es Mehrheiten jederzeit gewährt bleibt, ist das eine Form von Diskriminierung. Solche Art Diskriminierung führt unter anderem die Umstände herbei, weswegen junge und erst aufwachsende Natur-Varianzler an sich selbst zu zweifeln kommen können, sodass in psychographicher Hinsicht unter der Art eines homophoben bzw. transphoben oder lesbo-phoben Umgangs Leidensdruck vorprogrammiert ist.
An wem sollen sich junge LGBTI's denn ein positives Vorbild nehmen, wenn dieses positive Vorbild von möglichst diskriminierendem Verhalten der Mitbürger, und ( durch Vatikan, Kirche ect. ) unterstützte Verleumdung, Niederwertung und mythologisch unterlegtem Schlechtsprechen im Vorfeld zerstört und besinnungslos in die Pampa getreten wird?
Machen sich Soziologen, Psychologen und Ethiker da überhaupt jemals Gedanken drum?
Ein Kiss-In als Protestaktion vor dem Kaffeehaus, das and diesem Tage wohl nicht wirklich zufällig seine Tore geschlossen hät, und Ruhe-Tag einlegt, ist eine Antwort darauf, die sich die LGBTIQ-Community dazu überlegt hat. Tausende WienerInnen demonstrieren gegen Homophobie und das unfreundliche Verhalten dieser Kaffeehaus-Tradition gegenüber der Wirklichkeit der Liebe und der Bekundung einer partnerschaftlichen Zusammengehörigkeit.
Großartig!
Was die Kaffeehaus-Besatzung als "Zurschaustellung der Andersartigkeit" kritisiert, ist nicht anders als das, was Milliarden heterosexueller Pärchen auch tun, wenn sie einander begegnen. Sie umarmen, küssen einander als Zeichen, als Ausdruck ihrer Verbundenheit und Liebe. Warum das für Lesben und Schwule verboten bleiben soll, erklärt kein von Vernunft bestellter Gedankengang.
Solche Art Behandlung ist es, die uns LGBTIQ's immer wieder davon abgrenzt, welche Entfaltungsfreiheit uns zugestanden wird oder auch nicht. Während heterosexuelle, oder Mann und Frau-Befreundete sich in der Regel unbehindert begrüßen dürfen, sollen wir LGBTIQ's gefälligst auf frigide umschalten oder bitte in der Toilette küssen gehen. Es könnten sich eleviert erlauchte Gäste schließlich daran stören, dass die Wirklichkeit mehr als eine Zuneigungsbekenntnis-Bezeigungsform kennt. Auch wenn das ein verflixt schwieriges Wort ist -- ich glaube, man sollte nicht versuchen, sich mit einem bequem verengten Weltbild gegen die Wirklichkeit zu verbarrikadieren.
Das aber tun diese Kaffeehaus-Mitarbeiter, wenn sie bis dato nicht erkannt haben, oder nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass sich Liebe nicht verbieten oder mal eben zuliebe Einzelner runterkurbeln lässt.
Natürlich kann ein Betrieb immer noch bestimmen, wen oder was er in seinem Ambiente nicht zu dulden wünscht. Toleranz wäre eine schlechte Einrichtung, wenn sie nur einseitig veranschlagt würde. Außerdem geschieht es täglich in Deutschland und am Wochenende an jeder Diskothek wieder neu, dass Menschen in Gefälliges und Unbeliebtes absortiert werden.
Diskriminierung steckt bis zu einem gewissen Grad wohl in der deutschen Mentalität. Vielleicht ist sie ein Erbe aus der dieser vorangegangenen Regierungsform, dazu habe ich so meine nicht publizierten, psychologisch angeliehenen Thesen.
Österreich habe ich weniger zugeknöpft in Erinnerung, ist man dort doch durch die Geschichte mit 'Andersartigem' anders verbunden als hier. Auch in Deutschland wollen uns LGBTIQ's einige Hardcore-Ignoranten das Zurschaustellen unserer Wirklichkeit gerne verbieten.
Nennen sie sich Pegida oder stellen sie sich Parteien zur Schulter, welche es sich auf die Fahnen geschrieben haben, das allgemeine Bild von der Wirklichkeit auf Dauer ihrem Gefühl, der Hermeneutik zu der Idee von Normvorstellungen, oder ihrem religiös fundierten Weltbild gemäß zurecht zu stutzen.
Jeden Tag neu müssten einander Tausende in den Straßen küssen, obwohl auch das Offensichtliche einen verbohrten und introjektiv zugeputzten Menschen, wie es viele konservativ Religiöse sind, nicht überzeugen kann.
Dennoch können solche Events helfen, und zeigen sie nur den Umstand genauer auf, leuchten sie nur präzise das Ausmaß der in der Bevölkerung verbreiteten Einstellung zu Ungerechtigkeiten aus.
Wenn eine definierte Gruppe sich nicht im selben Maße verhalten soll, wie es Mehrheiten jederzeit gewährt bleibt, ist das eine Form von Diskriminierung. Solche Art Diskriminierung führt unter anderem die Umstände herbei, weswegen junge und erst aufwachsende Natur-Varianzler an sich selbst zu zweifeln kommen können, sodass in psychographicher Hinsicht unter der Art eines homophoben bzw. transphoben oder lesbo-phoben Umgangs Leidensdruck vorprogrammiert ist.
An wem sollen sich junge LGBTI's denn ein positives Vorbild nehmen, wenn dieses positive Vorbild von möglichst diskriminierendem Verhalten der Mitbürger, und ( durch Vatikan, Kirche ect. ) unterstützte Verleumdung, Niederwertung und mythologisch unterlegtem Schlechtsprechen im Vorfeld zerstört und besinnungslos in die Pampa getreten wird?
Machen sich Soziologen, Psychologen und Ethiker da überhaupt jemals Gedanken drum?
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